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mit zwei, drei Frauen auf einmal. Aber ich weiß nicht, ob ich
viel gelernt habe.«
Wieder Schweigen, nur daß diesmal Maria an der Reihe war,
etwas zu sagen. Und er half ihr nicht, so wie sie vorher ihm
nicht geholfen hatte.
»Willst du mich als Professionelle?«
»Ich will dich so, wie du willst.«
Nein, das hätte er nicht antworten dürfen, denn es war genau
das, was sie hören wollte. Wieder das Erdbeben, der Vulkan, der
Sturm. Sie würde unweigerlich in die eigene Falle gehen, den
Mann verlieren, den sie nie wahrhaft gehabt hatte.
»Du kannst es, Maria. Bring es mir bei. Vielleicht rettet es
mich und dich und bringt uns beide zurück ins Leben. Du hast
recht, ich bin nur sechs Jahre älter als du, und doch habe ich
schon mehrere Leben gelebt. Unsere Erfahrungen sind
vollkommen unterschiedlich, aber wir sind beide verzweifelt.
Das einzige, was uns Frieden schenkt, ist, zusammenzusein.«
Warum sagte er all diese Dinge? Es war unmöglich, und
dennoch stimmte es. Sie hatten sich nur einmal gesehen, und
schon brauchten sie einander. Was würde nur daraus werden,
wenn sie sich häufiger sahen? Maria war eine intelligente Frau,
die die Menschen genau beobachtete; sie hatte sich in ihrem
Leben einiges vorgenommen, aber sie hatte auch eine Seele, die
ihr : Licht9 kennenlernen und entdecken mußte.
Sie war es allmählich müde, das zu sein, was sie war, und
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obwohl die bevorstehende Rückreise nach Brasilien eine
interessante Herausforderung war, hatte sie noch nicht alles
gelernt, was es hier für sie zu lernen gab. Ralf Hart war ein
Mann, der Herausforderungen angenommen hatte, und jetzt bat
er ausgerechnet sie - dieses Mädchen, diese Prostituierte, diese
verständnisvolle Mutter -, ihn zu retten. Es war grotesk!
Andere Männer hatten sich ihr gegenüber genauso verhalten.
Viele hatten keine Erektion zustande gebracht, andere wollten
wie Kinder behandelt werden, wieder andere hätten sie gern zur
Ehefrau gehabt, weil es sie erregte, daß sie mit vielen Männern
im Bett gewesen war. Obwohl sie noch keinen dieser : speziellen
Freier9 kennengelernt hatte, wußte sie, wie groß der Vorrat an
Phantasien war, die die menschliche Seele bevölkerten. Doch
kein anderer Mann hatte sie je gebeten: : Führe mich hier
heraus!9 Sie wollten im Gegenteil Maria immer mit in ihre Welt
nehmen.
Und obwohl sie nach jedem Mal noch ein wenig reicher und
innerlich noch ein wenig leerer gewesen war, hatte doch jeder
dieser Männer sie etwas gelehrt. Allerdings, wenn einer von
ihnen wirklich Liebe suchte und Sex nur ein Teil dieser Suche
war, wie wollte sie dann behandelt werden?
Was gehörte für sie zu einer ersten Begegnung?
»Ein Geschenk«, sagte Maria.
Ralf Hart sah sie verständnislos an. Ein Geschenk? Er hatte
für diese Nacht im Taxi schon im voraus bezahlt, da er das
Ritual kannte. Was hatte sie also gemeint?
Aber Maria hatte plötzlich begriffen, welche Gefühle ein
Mann und eine Frau brauchen. Sie nahm ihn an der Hand und
führte ihn ins Nebenzimmer.
»Wir werden nicht ins Schlafzimmer hinaufgehen«, sagte sie.
Sie löschte fast alle Lichter, setzte sich auf den Teppich und
bat ihn, sich ihr gegenüber hinzusetzen. Sie sah, daß es dort
einen Kamin gab.
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»Mach den Kamin an!«
»Aber es ist doch Sommer!«
»Mach den Kamin an! Du hast mich gebeten, heute nacht die
Führung zu übernehmen, und das gehört dazu.«
Sie sah ihn fest an, hoffte, er würde wieder ihr : Licht9 sehen.
Er sah es, denn er ging in den Garten und holte ein paar vom
Regen naßgewordene Holzscheite, legte ein paar alte Zeitungen
dazu. Er ging in die Küche, um eine neue Flasche Whisky zu
holen, aber Maria sagte: »Hast du mich gefragt, was ich will?«
»Nein.«
»Die Person, die bei dir ist, muß spüren, daß sie für dich
existiert. Denk an sie! Denk darüber nach, ob sie Whisky oder
Gin oder Kaffee möchte. Frag, was sie möchte!«
»Was möchtest du trinken?«
»Wein. Und ich möchte, daß du auch welchen trinkst.«
Er ließ den Whisky stehen und kam mit einer Flasche Wein
zurück. Inzwischen hatte das Feuer schon die Holzscheite
angebrannt; Maria löschte die restlichen Lichter, so daß der
Raum nur noch vom Kaminfeuer erhellt war. Sie verhielt sich
so, als hätte sie schon immer gewußt, daß dies der erste Schritt
war: den anderen merken zu lassen, daß man ihn wahrnimmt.
Sie kramte in ihrer Handtasche und fand einen
Kugelschreiber, den sie in einem Supermarkt gekauft hatte.
»Der ist für dich. Ich habe ihn gekauft, um damit meine Ideen
für meine Farm aufzuschreiben. Drei Tage habe ich geschrieben
und geschrieben, bis ich nicht mehr konnte. Es klebt ein wenig
von meinem Schweiß, meiner Konzentration, meinem Willen
daran, und darum schenke ich ihn dir jetzt.«
Sanft legte sie den Kugelschreiber in seine Hand.
»Anstatt dir etwas zu kaufen, was du vielleicht gern hättest,
gebe ich dir etwas, was wirklich mir gehört. Ein Geschenk. Als
Zeichen meiner Achtung vor dem Menschen, der vor mir sitzt,
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damit er versteht, wieviel es mir bedeutet, bei ihm zu sein. Jetzt
hast du einen kleinen Teil von mir, den ich dir freiwillig und
spontan gegeben habe.«
Ralf erhob sich, ging zum Bücherregal und kam mit einem
Gegenstand zurück. Er reichte ihn Maria:
»Das ist der Waggon einer elektrischen Eisenbahn, die ich als
kleiner Junge hatte. Ich durfte nie allein damit spielen, weil
mein Vater sie dafür zu kostbar fand. Also mußte ich immer
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